draußen stehen lassen, weil sie in ihm den König zu erkennen glaubt und
Angst davor hat, ihn gleich vor ihrer Heirat zutiefst zu verärgern.
Nachdem die beiden miteinander geschlafen haben, verrät sich der
Ritter unbeabsichtigt und schläft dann ein. Sie holt daher ein Licht und kann
die schreckliche Wahrheit feststellen. In ihrer Not holt sie ein scharfes
Messer und schneidet ihm den Kopf ab, was sie sozusagen zu einer zweiten
altbiblischen Judith werden lässt. Tragischerweise vermag sie dann aber
nicht, den Körper alleine aus dem Zimmer zu schleppen und bittet daher
den eigenen Wächter um Hilfe. Dieser entpuppt sich plötzlich als treulos
und hinterhältig, denn er verlangt, dass sie zuerst mit ihm schlafen müsse,
bevor er ihr beistehen würde. In ihrer Not lässt sie ihn gewähren, aber als er
dann den Körper über die Brunnemauer hieven will, um ihn so zu
entfernen, hebt sie blitzschnell seine Beine und lässt ihn selbst ins Wasser
fallen, wo er ertrinkt. Nach der Hochzeit muss die Gräfin befürchten, dass
ihr Ehemann leicht merken könnte, dass sie keine Jungfrau mehr ist, und
bittet daher ihre vertrauenswürdigste Dienerin, an ihrer Stelle mit dem
König zu schlafen. Diese stimmt dem zwar zu, führt es auch aus, aber
weigert sich dann ganz unvermutet, das Bett zu räumen, um der Gräfin den
Platz zu gewähren, der ihr auch zusteht; sie wolle selbst Königin werden.
In ihrer Verzweiflung begeht die Protagonistin den dritten Mord,
indem sie im Schlafzimmer ein Feuer legt, ihren Mann schnell rettet und
dann die Tür verschließt, so dass die Dienerin verbrennen muss. Der vierte
‘Mord’, wird von dem Bruder der Gräfin und dem König begangen, die am
Morgen nach der entscheidenden Nacht zurück zu seiner Burg kommen,
den Diener des treulosen Ritters finden und ihn als vermeintlichen
Pferdedieb festnehmen und aufhängen.
Die Gräfin kann dann für zweiunddreißig Jahren ein glückliches
Eheleben führen, bis am Ende die eigenen Schuldgefühle nach oben brodeln
und sie sich gezwungen sieht, alles bis ins Kleinste ihrem Mann zu gestehen.
Dieser aber wirft ihr gar nichts vor, verurteilt sie nicht, sondern anerkennt
sie für ihre lange Leidenszeit und bezeichnet sie sogar als unschuldig, weil
sie nur aus Selbstverteidigung gehandelt habe. Weder ihre Ehre noch ihre
soziale Stellung seien durch diese Taten in der Vergangenheit geschädigt
worden, und er selbst werde sie bis an ihr Lebensende lieben.
Der Erzähler drückt eindeutig seine Parteinahme für die Gräfin aus und
lobt sie unumwunden, genau wie der König es tut, denn sie habe keine