e-ISSN: 2695-8465
ISSN: 2255-3703
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Skopos 13 (2022), 3-30
Sensomotorische Konzepte in politischen Diskursen
aus kontrastiv-linguistischer Perspektive: Beobachtungen
zur Übersetzung sensomotorischer Konzepte vom
Spanischen ins Deutsche, Französische und Italienische
Paul Mayr
Universität Innsbruck
paul.mayr@uibk.ac.at
Recibido: 14.08.2022
Revisado: 25/12/2022
Aceptado: 31/01/2023
Abstract: Sensory and motor concepts represent two central categories of human
cognition and are therefore, as studies from the field of cognitive linguistics have
proven, firmly anchored in the lexical inventory of many languages. Perceptual
expressions take on various pragmatic-discursive functions in language use, they
often function as discourse markers, for example. The present article, however, deals
with the persuasive function of sensorimotor concepts in political discourse. The aim
of this purely qualitative study is to investigate translation strategies of the rhetorical
potential of certain sensorimotor concepts, which results from the interplay of lexicon
and morphosyntax, on the basis of the EUROPARL corpus from a contrastive-
linguistic perspective. Spanish functions as the source language in our investigation,
while the target languages are, on the one hand, the Romance sister languages
French and Italian and, on the other hand, a typologically more distant language,
namely German.
Key words: sensorimotor concepts; political discourse; contrastive linguistics;
cognitive linguistics.
Conceptos sensoriales y motrices en el discurso político desde
perspectivas lingüístico-contrastivas: estudio de la traducción de
conceptos sensoriomotores desde el español al alemán, francés e
italiano
Resumen: Los conceptos sensoriales y motrices representan dos categorías
centrales de la cognición humana y, por tanto, como han demostrado varios estudios
del campo de la lingüística cognitiva, están firmemente anclados en el inventario
léxico de muchas lenguas. Las expresiones perceptivas asumen diversas funciones
pragmático-discursivas en el uso de la lengua, a menudo funcionan como
marcadores del discurso, por ejemplo. El presente artículo, sin embargo, trata de la
función persuasiva de los conceptos sensoriomotores en el discurso político. El
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objetivo de este estudio puramente cualitativo es investigar las estrategias de
traducción del potencial retórico de ciertos conceptos sensoriomotores, que resulta
de la interacción del léxico con la morfosintaxis, sobre la base del corpus
EUROPARL desde una perspectiva lingüístico-contrastiva. El español constituye la
lengua de partida en nuestra investigación, mientras que las lenguas de llegada son,
por un lado, dos lenguas hermanas románicas, el francés y el italiano, y, por otro,
una lengua tipológicamente más lejana, el alemán.
Palabras clave: conceptos sensoriomotores; discurso político; lingüística
contrastiva; lingüística cognitiva.
Inhaltsverzeichnis: 1. Einleitung. 2. Theoretische Bemerkungen zu den sensomotorischen
Konzepte. 3. Empirische Untersuchung. 3.1. Ziele der Untersuchung und Methode. 3.2.
Kontrastiv-linguistische Analyse. 4. Schlussbemerkungen. 5. Bibliographie.
1. Einleitung
Die deskriptive Auseinandersetzung mit politischen Reden, aber auch
mit der Berichterstattung über politische Themen in den Medien, ist in der
Linguistik längst keine Unbekannte mehr. Doch hrend die Politolinguistik
in der Germanistik mittlerweile ein etabliertes Forschungsfeld der
angewandten Linguistik darstellt, ist die Forschungslage in der Romanistik
zumindest in der deutschsprachigen weitaus dünner. Dies stellt u.a. auch
Becker (2015: 14) fest, die in ihrem Beitrag einige Arbeiten nennt, die sich
mit politolinguistischen Fragestellungen auseinandersetzen. Diese sind
allerdings überwiegend der lexikalischen Semantik (cf. beispielsweise
Tanzmeister 1999, Lindenbauer et al. 2005), der kritischen Diskursanalyse
(cf. dazu u.a. Becker 2004, Metzeltin/Thir 2004) sowie den rhetorischen
Figuren, insbesondere der Metapher (so z.B. in Buch 2007), gewidmet.
Nichtsdestotrotz zeichnet sich auch in der Romanistik ein wachsendes
Interesse an der Untersuchung politischer Diskurse aus
sprachwissenschaftlicher Perspektive ab, wie u.a. die verschiedenen
Beiträge, die am 37. Romanistentag an der Universität Augsburg im
Rahmen der Sektion „Europa und seine Krisen aktuelle Perspektiven zur
politischen Sprache in der Romania“ präsentiert wurden, oder der von
Sabine Heinemann, Uta Helfrich und Judith Visser herausgegebene und
kürzlich erschienene Band On the Deconstruction and Reconstruction of
Europe beweisen. Die Vielzahl an Studien zum Einsatz von Metaphern und
Metonymien im politischen Diskurs sind auf die Tatsache zurückzuführen,
dass „la política como parte del ámbito social debe forzosamente ser
percibida metafóricamente, ya que todas nuestras experiencias sociales se
organizan de manera metafórica“, wie Danler (2019a: 21) in Anlehnung an
Musolff (2004: 2) festhält. Politische Diskurse charakterisieren sich durch
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die Harmonie von verbalen, paraverbalen sowie medialen Elementen,
welche bewusst gewählten Strukturmustern unterliegen (cf. Gil 2011: 35).
Aus textlinguistischer Perspektive können politische Reden als persuasive
Textsorte betrachtet werden, wobei sie zudem über andere pragmatisch-
kommunikative Funktionen verfügen (cf. z.B. Danler 2016), die der Stützung
der persuasiven Funktion dienen, da Persuasion stets „indirekt“, d.h. auf
implizite Art und Weise, erfolgt (Danler 2020: 21). Die im Zentrum des
vorliegenden Beitrags stehenden sensomotorischen Konzepte, die eine
„spezielle Form der metaphorischen Manipulation“ (Ströbel 2018: 250)
darstellen und aus kontrastiv-linguistischer Sicht untersucht werden sollen
(Näheres dazu in § 3), werden vielen rhetorischen Anforderungen an
Politiker
1
gerecht, zumal sie ein sehr vielseitiges Wirkungspotential entfalten
können, das im Folgenden etwas näher erörtert werden soll.
2. Theoretische Bemerkungen zu den sensomotorischen Konzepten
In zahlreichen linguistischen Studien wird die Bedeutung
sensomotorischer Konzepte, die einen zentralen Teilbereich des
EMBODIMENT „eines der großen Themen der kognitiven Linguistik“
(Ströbel 2020: 257) bilden, für die Erklärung von diachronen, aber auch
synchronen Sprachwandelprozessen herangezogen. Sensomotorische
Konzepte umfassen „sowohl sensorische und motorische
Wahrnehmungsprozesse, Handlungen des menschlichen Körpers, wie auch
Somatismen“ (Ströbel 2018: 249). Dass sensomotorische Lexeme
2
im
lexikalischen Inventar verschiedener Sprachen stark vertreten sind (cf. Di
Meola 2000: 20-21), beweisen u.a. die zahlreichen Diskursmarker und
phatischen Diskurselemente, die das Resultat von
Pragmatikalisierungsprozessen von Perzeptions- (cf. z.B. mira und oye für
das Spanische) und Bewegungsverben (u.a. sp. vaya und venga) darstellen.
Ein weiteres Charakteristikum der sensomotorischen Konzepte ist deren
Expressivität, wobei darunter nicht nur die Demonstration der Bedeutung
eines Elements im kommunikativen Akt zu verstehen ist, sondern auch die
sprachliche Veranschaulichung abstrakter Konzepte für den Adressaten.
3
1
Aus textökonomischen Gründen wird in diesem Aufsatz eine generalisierende maskuline Form
verwendet, um sich auf Personen verschiedenerlei Geschlechts zu beziehen.
2
Aus Sicht der Wortarten werden sensomotorische Konzepte in den romanischen und germanischen
Sprachen überwiegend durch Verben versprachlicht.
3
In Anlehnung an Drescher (1997: 70) sei ferner betont, dass „expressive Phänomene nur auf der
Ebene des Diskurses angemessen erfaßt werden können“ sowie dass „[n]icht ein sprachliches Zeichen
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Die nachstehende Abbildung vermittelt einen graphischen Überblick zu den
sensomotorischen Konzepten:
Abb. 1: Körperbetonte sensomotorische Konzepte (Ströbel 2014: 150)
Die Sensomotorik hat folglich im linguistischen Bereich die
grundlegende Funktion, Vorgänge und Prozesse der langue nach De
Saussure bzw. des Systems im Sinne Coserius vereinfacht und klar
verständlich auf die parole bzw. die Rede zu übertragen.
4
Sweetser (1990:
33) konstatiert, dass „[v]ision verbs commonly develop abstract senses of
mental activity“. Diese Feststellung bedarf allerdings zweier Erweiterungen:
Die Transformation von Abstraktem auf mental Greifbares ist nicht nur für
vision verbs, sondern generell für sensorimotor concepts gültig, wobei diese
auch andere Wortarten (abgesehen vom Verb) umfassen (vgl. Fußnote 2).
Die Funktion der kognitiven Verdeutlichung eines abstrakten Vorgangs bzw.
Konzepts beschränkt sich allerdings nicht nur auf Sprachwandelprozesse,
sondern spielt auch in der politischen Kommunikation eine tragende Rolle.
Durch den Gebrauch sensomotorischer Konzepte und entsprechender
kognitiver Metaphern kann die Zuhörerschaft in ihrem Denken und Handeln
beeinflusst werden. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass
metaphorische (und im Übrigen auch metonymische) Ausdrücke stets
[…] expressiv [ist], sondern seine Verwendung in einer bestimmten Interaktionssituation“. Bezüglich
verschiedener Definitionen des Terminus Expressivität sei auf Pustka (2014) verwiesen.
4
Es sei an dieser Stelle auf das von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
koordinierte Projekt Visual Grammar (http://www.visualgrammar.eu/) verwiesen, im Rahmen dessen
grammatische Phänomene auf der Basis von sensomotorischen Konzepten erklärt werden.
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ausgewählte Aspekte der Perzeption in den Vordergrund rücken,
wohingegen andere ausgeblendet werden, wie u.a. Edelman (1971: 67)
feststellt:
Each metaphor intensifies selected perceptions and ignores others,
thereby helping one to concentrate upon desired consequences of
favoured public policies and helping one to ignore their unwanted,
unthinkable, or irrelevant premises and aftermaths. Each metaphor can
be a subtle way of highlighting what one wants to believe and avoiding
what one does not wish to face.
Sensomotorische Konzepte erleichtern Politikern somit eine „direkte
Kontaktaufnahme“ mit dem Publikum auf kognitiver Ebene, da das Publikum
einerseits die vermittelten Inhalte klarer versteht und andererseits seine
Rolle als Co-Agens
5
hervorgehoben wird. Das deutlichere Verständnis und
die aktive Miteinbeziehung des Publikums basieren auf der Tatsache, dass
sensomotorische Konzepte „[…] die Bedeutungsorganisation auf bestimmte,
für die Kognition grundlegende Faktoren zurückführen, d.h. auf Faktoren, die
die Art und Weise, in der wir die Welt ‚erfahren‘, vorprägen oder
vorstrukturieren“ (Sabban 1994: 228); oder in den Worten Ströbels (2019:
122): „Nos neurones miroirs sont responsables du fait que nous vivons les
concepts associés au corps humain plus intensément que les autres“.
6
Allerdings gestaltet sich eine semantische Analyse der sprachlichen
Manifestationen sensomotorischer Konzepte durchaus komplizierter als
vielleicht angenommen werden könnte, da deren Bedeutung und Wirkung
stark ko- und kontextabhängig ist, wie auch Ströbel (2018: 252) erläutert.
7
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sensomotorische Konzepte
nicht nur abstrakte Konzepte bezeichnen, sondern auch über eine illokutive
Kraft verfügen, welche die Botschaften „in den Köpfen der Zuhörer[schaft]
verankert“ (ibid.). Die pragmatische Wirkung sensomotorischer Konzepte im
Diskurs kann m.E. mit jener der Hypotypose verglichen werden. Dabei
handelt es sich um eine rhetorische Figur, die von Gil (2008: 291) als „Figur
des Vor-Augen-Führens“ bezeichnet wird und die es dem Redner erlaubt,
„sich und sein Publikum in die Lage des Augenzeugen [zu versetzen]“ (ibid.).
5
Die Rolle des Publikums, konkreter der Wählerschaft, ist zentral in der Politik, zumal politische Erfolge
in demokratischen Systemen stets an Wahlerfolge geknüpft sind.
6
Cf. auch Göke (2005: 21): Der Verarbeitungsaufwand für den Adressaten ist dann umso geringer, je
direkter der Inferenzprozeß abläuft, d.h. wenn es möglich ist, unter Berücksichtigung der Situation, des
jeweiligen initialen Kontexts und der vom Produzenten gegebenen Stimuli unmittelbar auf die
Bedeutung bzw. die Intention des Produzenten zu schließen.
7
„Sensomotorische Konzepte agieren nicht isoliert, sondern aktivieren bestimmte frames. (Ströbel
2018: 250)
Paul Mayr
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3. Empirische Untersuchung
3.1 Ziele der Untersuchung & Methode
Im Rahmen des vorliegenden Beitrags soll der Einsatz von
sensomotorischen Konzepten in politischen Diskursen aus kontrastiv-
linguistischer Perspektive untersucht werden. Die Untersuchung stützt sich
auf das Korpus EUROPARL7 (Spanish), das in spanischer Sprache
gehaltene Reden im EU-Parlament umfasst, wobei durch das Aktivieren
eines Zusatzfilters im digital zugänglichen Korpus explizit darauf geachtet
wurde, dass das Spanische die Originalsprache der in diesem Beitrag
berücksichtigten Diskursausschnitte darstellt. Durch die Verwendung der
Funktion parallel concordance soll untersucht werden, wie die jeweiligen
sensomotorische Lexeme beinhaltenden Textstellen vom Spanischen in
zwei romanische Schwestersprachen, das Französische und das
Italienische, sowie in eine typologisch etwas weiter entfernte Sprache, das
Deutsche, übersetzt wurden.
8
Ziel des vorliegenden Beitrags ist es somit, zu
untersuchen, auf welche Art und Weise das „couverte“ persuasive Potential
sensomotorischer Lexeme
9
in die soeben genannten Sprachen übertragen
wird.
Wie u.a. Cinato (2019) ausführlich darlegt, stellt das Übersetzen
persuasiver sprachlicher Elemente eine Herausforderung dar, weil
Persuasion nicht eine einer einzelnen lexikalischen Einheit oder einem
grammatischen Morphem inhärente Qualität darstellt, sondern häufig erst
durch die Einbettung eines Lexems bzw. einer Lexemkombination
(Phraseologismus, Kollokation etc.) in gewisse syntaktische Strukturen
persuasives Wirkungspotential entfaltet. Abgesehen von nonverbalen
Elementen wie Prosodie, Mimik oder Gestik, kann sich Persuasion auch auf
textueller Ebene in Form von bestimmten Argumentationsmustern oder
durch stilistische und variationslinguistisch saliente Merkmale manifestieren.
Die eben genannten Merkmale sprachlicher Persuasion erklären, weshalb in
diesem Beitrag der konkreten morphosyntaktischen Realisierung der
sensomotorischen Konzepte (sowohl in der Ausgangs- als auch in den
jeweiligen Zielsprachen) Bedeutung beigemessen wird. U.a. in Mayr (2022b
8
Die Tatsache, dass die im Korpus zur Verfügung gestellten Transkripte überarbeitete Formen der
Reden darstellen und somit keine bzw. kaum Charakteristika der gesprochenen Sprache wie Füllwörter,
Häsitationsphänomene (z.B. das Dehnen von Vokalphonemen oder Verzögerungspartikeln),
syntaktische Fehlstarts, Wiederholungen, freistehende Nebensätze oder Anakoluthe enthalten (cf. dazu
u.a. Cinato 2016: 246-247), ist für das Ziel dieser Untersuchung nicht von Relevanz.
9
Die Auswahl der in Folge berücksichtigten sensomotorischen Lexeme erfolgte auf Basis der von
Ströbel (2018) sowie von Mayr (2022b) untersuchten lexikalischen Einheiten.
Paul Mayr
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Druck) werden die sensomotorischen Konzepte als effiziente rhetorische
Waffe“ beschrieben, zumal sie sich „auf leisen Sohlen“ (Lakoff/Wehling
42016) in die Köpfe der Zuhörerschaft schleichen. Dies ist v.a. auf die
semantische Komplexität der betreffenden Lexeme zurückzuführen, die je
nach Distribution und Kontext verschiedene Bedeutungen bzw. Nuancen
zum Ausdruck bringen können und deren Bedeutung stets angepasst
werden muss. Moderne Grammatiktheorien wie die kognitive Grammatik und
die von letzterer stark beeinflusste Konstruktionsgrammatik, die
Russo/Dittmar (2016: 64) folgend „ein Modell für die Beschreibung der
Sprache in ihrer ständigen Bewegung“ darstellt, versuchen in ihren Ansätzen
der engen Verquickung von Lexikon und Grammatik Rechnung zu tragen.
Sie verkörpern allesamt eine Auffassung von Sprache „als ein dynamisches,
offenes und nicht-autonomes System“ (Smirenova/Mortelmans 2010: 7) und
zeichnen sich am markantesten die CxG durch die Ablehnung der
„[U]nterteil[ung] der Grammatik in autonome Module (Phonologie,
[Morpho]syntax, Semantik, Lexikon)“ (ibid.: 132)
10
aus, weshalb die
Untersuchung sprachlicher Phänomene mittlerweile verstärkt unter
Berücksichtigung mehrerer Ebenen des Sprachsystems erfolgt.
11
Es sei vorab betont, dass der vorliegende Beitrag die jeweils gewählten
Übersetzungsstrategien nicht kritisieren bzw. beurteilen möchte, sondern
vielmehr die daraus resultierenden Effekte auf verschiedenen Ebenen des
Sprachsystems diskutieren möchte. Der theoretische Rahmen für den
Beitrag stellt somit der von Juliane House geprägte „linguistically-oriented
approach of translation criticism“ dar (cf. House 2004: 705).
3.2 Kontrastiv-linguistische Analyse
Im ersten Beleg, in dem sich die ehemalige spanische EU-
Abgeordnete Carmen Romero López äußert, wird der im Spanischen häufig
verwendete Phraseologismus estar en manos de alguien verwendet, der
10
Calaresu (2015: 44) erachtet „la troppo netta separazione tra sistema astratto e uso e tra forma e
significato (visti come componenti, o insiemi di componenti della lingua non solo isolabili ma anche
ontologicamente diversi e nettamente differenziabili) als portati più discutibili dello strutturalismo” (ibid.)
und kritisiert ferner auch die v.a. für die ersten Ansätze der Generativen Grammatik grundlegende
„autonomia della sintassi” (ibid.) von anderen Ebenen der Sprachbetrachtung, beispielsweise der
Semantik.
11
U.a. Pichler (2022: 193) plädiert in ihrem Beitrag für eine stärkere Rezeption dieser linguistischen
Theorien in der (Fremd-)Sprachendidaktik, da auch dort den Lernenden […] bewusst [ge]mach[t
werden soll], dass Formen und Bedeutungen (Sinn) in einer wechselseitigen Beziehung stehen, ebenso
wie die unterschiedlichen Ebenen des Sprachsystems selbst“.
Paul Mayr
10
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formale und konzeptuelle Äquivalente
12
in den hier berücksichtigten
Sprachen aufweist. Der im idiomatischen Ausdruck estar en manos de
alguien enthaltene Somatismus mano verstärkt Romero Lópezʼ Aufforderung
zum Unterzeichnen des im Kotext genannten Dokuments, die an die in den
Präpositionalphrasen genannten Personen und Institutionen gerichtet ist;
man könnte die Äußerung als einen indirekt direktiven Sprechakt betrachten.
In den jeweiligen Zielsprachen wird das Phrasem wörtlich wiedergegeben,
wobei die Übersetzungen kleine morphosyntaktische und semantische
Divergenzen aufweisen. In der französischen Übersetzung wird
beispielsweise das somatische Substantiv mains durch das Demonstrativum
celles auch in der adversativ koordinierten Proposition pronominal
aufgenommen und in das Präpositionalsyntagma dans celles autres
gouvernements eingebettet, weshalb die übersetzte Version um eine
rhetorische Figur einen syntaktischen Parallelismus bereichert wird. Im
Italienischen fügt der Übersetzer das Indefinitpronomen tutto zwischen das
Verb essere und die Präpositionalphrase nelle mani di zusätzlich ein, womit
eine semantische Veränderung der Botschaft einhergeht, da tutto das
Subjekt des phraseologischen Ausdrucks darstellt, während im Deutschen
und im Französischen den nicht pro-drop-Sprachen unserer Untersuchung
die Subjektpronomina er bzw. il anaphorisch auf die Nominalphrasen dt.
der Bericht bzw. fr. le rapport referieren:
(1) ESP. Está en manos de un ministro liberal, pero también de
otros gobiernos que hasta este momento no lo han suscrito.
(42631751)
FR. Il est dans les mains d'un ministre libéral mais également
dans celles d'autres gouvernements qui ne l'ont pas encore
approuvé.
12
Der Begriff der „Äquivalenz“ wurde von Neubert (2004: 329) als „battle-cry“ der
Translationswissenschaft bezeichnet: „Andrew Chesterman, ein Vertreter der empirisch ausgelegten
Descriptive Translation Studies, beurteilt das Streben nach Äquivalenz grundsätzlich kritisch,
diagnostiziert bereits 1997 den Niedergang („decline“, 1997: 10) des Begriffs; die handlungstheoretisch
orientierte Translationswissenschaftlerin Mary Snell-Hornby hält Äquivalenz für eine „Illusion“ (Snell
Hornby 1986: 13), und der Begründer der Skopos-Theorie Vermeer diagnostiziert bei
Äquivalenzbefürwortern abfällig das Xerox-Syndrom“, d. h. das krankhafte Streben nach einer Kopie
(Vermeer 1992: 164 N53)“ (Nicklaus 2015: 107). In der vorliegenden Arbeit wird jedoch in Anlehnung an
Nicklaus (ibid.) davon ausgegangen, dass das Konzept der Äquivalenz „[t]rotz aller
Abgrenzungsschwierigkeiten und Skepsis […] unverzichtbar für jeglichen Sprachvergleich, sei er
linguistisch oder translationswissenschaftlich geprägt[, bleibt]“, wobei Äquivalenz hier ebenfalls als
„Gleichwertigkeit sprachlicher Elemente“ (ibid.) verstanden wird.
Paul Mayr
11
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IT. È tutto nelle mani di un ministro liberale, ma anche degli altri
governi che finora non hanno sottoscritto il documento.
DT. Er befindet sich in den Händen eines liberalen Ministers,
aber auch anderer Regierungen, die ihn bis jetzt noch nicht
unterzeichnet haben.
Ein weiterer Somatismus, der häufig und in verschiedenen
Funktionsweisen in politischen Diskursen Verwendung findet, ist das
Substantiv corazón. Die Präpositionalphrase de corazón, die in dieser von
der ehemaligen EU-Abgeordneten María Esther Herranz García gehaltenen
Rede zur Ernstnahme von Umweltproblemen die syntaktische Funktion einer
modalen Adverbialbestimmung des verbalen Prädikats deseamos
übernimmt, wird in alle der hier berücksichtigten Sprachen übersetzt und soll
die zuvor genannten Forderungen gefühlsbetont und bildlich bekräftigen,
wobei im Französischen durch die Ergänzung des adjektivisch gebrauchten
Indefinitums tout eine zusätzliche Intensivierung erfolgt. Das Lexem dt. Herz
bzw. seine romanischen Äquivalente werden in diesem Beleg als
sprachliches Mittel zum Ausdruck des Konzepts „Sitz der Gefühle“ (Ströbel
2018: 252) eingesetzt:
(2) ESP. Desde aquí deseamos de corazón que, en el futuro, no
tenga que ser usada esta ayuda extraordinaria, porque las
medidas financieras no pueden suplir ni las vidas humanas ni
tampoco pueden acabar con el dolor que los sentimientos de
pérdida causan en el alma de las personas. (11223399)
FR. Nous souhaitons de tout cœur ne pas devoir recourir à cette
aide extraordinaire à l'avenir, parce que les mesures financières
ne peuvent ni remplacer les vies humaines ni effacer la douleur
que le sentiment de perte provoque dans l'âme des gens.
IT. Il Parlamento auspica di cuore che, in futuro, non sia
necessario ricorrere a tale aiuto straordinario, perc le misure
finanziarie non possono restituire le vite umane lenire il dolore
che i sentimenti di perdita provocano nell'animo delle persone.
DT. Wir im Parlament wünschen uns von Herzen, dass diese
außerordentliche Hilfe in der Zukunft nicht erforderlich sein wird,
denn die finanziellen Maßnahmen können nicht die
Menschenleben ersetzen und auch nicht dem Schmerz abhelfen,
den der Verlust in den Menschen hervorruft.
Das Verb afrontar, das von der spanischen Anwältin und Politikerin
Francisca Sauquillo Pérez del Arco in Beispiel (3) gebraucht wird, beinhaltet
Paul Mayr
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ebenfalls ein somatisches Lexem: das Substantiv frente. Es stellt das
lexikalische Morphem des parasynthetisch abgeleiteten Verbs dar und
aktiviert Ströbel (2018: 259) zufolge eine „kognitive Kampfhaltung“. In den
hier berücksichtigten romanischen Sprachen stellen die semantisch dem
spanischen Verb afrontar äquivalenten Lexeme affronter und fronteggiare
die sowohl syntaktisch als auch semantisch transitiven Prädikate
13
appositiver Relativsätze dar, die in allen drei Sprachen ein
Nominalsyntagma, dessen Nukleus jeweils vom Qualitätsadjektiv fr./it./sp.
grave modifiziert wird und das die syntaktische Funktion des direkten
Objekts sowie die semantische Rolle des PATIENS trägt, regieren. Der
französische Übersetzer gebraucht das Verb affronter allerdings im Infinitiv,
weil er es in die deontische Verbalperiphrase doit affronter einbettet,
wodurch die vom pronominalen Subjekt qui übernommene semantische
Rolle des -BENEFAKTIVs betont wird und die im Spanischen und
Italienischen ausgedrückte aktive Resistenz der afghanischen Bevölkerung
in den Hintergrund rückt. Die deutsche Übersetzung des zweiten Beispiels
entfernt sich markant von der romanischen Homogenität, da hier kein
semantisch äquivalentes Verb für afrontar, z.B. das morphologisch-
kausative Verb bekämpfen, vorzufinden ist und das hypotaktische
Satzmuster durch eine Parataxe ersetzt wird. Die divergierende
Konzeptualisierung des versprachlichten Sachverhaltes ist v.a. auf den
Gebrauch eines anderen Verbs konkret des reflexiven Zustandsverbs sich
befinden zurückzuführen, der auch semantische Auswirkungen hat, da
dieses Verb im Gegensatz zur oben angesprochenen „kognitiven
Kampfhaltung“ (Ströbel 2018: 259) eine gewisse Passivität und
Machtlosigkeit impliziert. Diese Machtlosigkeit wird ferner durch den
veränderten Valenzrahmen hervorgehoben, da sich befinden kein transitives
Verb darstellt und die von der Politikerin thematisierte Krise in der deutschen
Übersetzung Teil einer Präpositionalphrase mit der Satzgliedfunktion einer
metaphorisch aufzufassenden lokalen Adverbialbestimmung und nicht eines
direkten Objekts ist:
(3) ESP. Por un lado, la población afgana, que afronta una grave
crisis que, como muy bien ha dicho la Comisión conjunta de la
FAO y del Programa Alimentario Mundial (PAM) que ha visitado
recientemente Afganistán, en este momento, ese país sufre una
situación de hambruna debida a una grave crisis de la producción
agraria, que puede ocasionar la muerte de muchísima gente.
(7277927)
13
Bezüglich des Verhältnisses zwischen syntaktischer und semantischer Transitivität sei für das
Französische auf Geisler (1988) und für das Spanische auf Neumann-Holzschuh (1998) verwiesen.
Paul Mayr
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FR. D'une part, la population afghane, qui doit affronter une
grave crise et qui, comme l'a très bien exprimé la commission
conjointe de la FAO et du Programme alimentaire mondial (PAM)
qui a visité l'Afghanistan il y a peu, vit en ce moment une situation
de famine due à une crise grave de la production agraire, qui
risque d'occasionner la mort d'un très grand nombre de
personnes.
IT. Da un lato la popolazione afghana, che fronteggia una grave
crisi, come giustamente ricordato dalla commissione congiunta
FAO-Programma alimentare mondiale recentemente in visita in
Afghanistan: allo stato attuale, il paese vive una situazione di
carestia dovuta a una pesante crisi della produzione agricola,
carestia che rischia di mietere tantissime vittime.
DT. Auf der einen Seite befindet sich die afghanische
Bevölkerung in einer schweren Krise. Wie die gemeinsame
Kommission der FAO und des Welternährungsprogramms (WFP),
die kürzlich Afghanistan besuchte, sehr richtig festgestellt hat,
leidet dieses Land gegenwärtig aufgrund einer gravierenden Krise
der Agrarproduktion unter einer Hungersnot, die den Tod sehr
vieler Menschen verursachen kann.
Das sensomotorische Lexem frente wird im Spanischen aber auch
häufig als substantivische Basis von Funktionsverbgefügen (light verb
constructions) verwendet. Im vierten Beispiel ist das Funktionsverbgefüge
hacer frente Teil einer modalen Verbalperiphrase, die von einer in Form
eines Präpositionalsyntagmas realisierten modalen Adverbialbestimmung
modifiziert wird und die auf pragmatisch-diskursiver Ebene die Handlung
intensiviert.
14
Im Gegensatz zum transitiven Verb afrontar regiert das
inergative Funktionsverbgefüge in Beleg (4) ein Präpositionalobjekt bzw.
Objektoid nach Siller-Runggaldier (1996), was eine zielgerichtete
Konzeptualisierung der Handlung, die durch die Präposition a
hervorgehoben wird, bewirkt. Diese direktionale Bedeutungskomponente
14
Aufgrund des fortgeschrittenen Desemantisierungsstadiums des Ausdrucks hacer frente a algo /
alguien wäre m.E. auch die Interpretation der Wendung als lexikalisierter Phraseologismus zulässig.
Was Siller-Runggaldier (2008: 596) in Bezug auf Kollokationen treffend feststellt, nämlich dass sie „non
costituiscono una categoria semantica omogenea e discreta, non evidenziano quindi limiti netti verso
altre forme sintagmatiche; rappresentano piuttosto una categoria aperta di combinazioni lessicali con
gradi diversi di fissità, a loro volta suscettibili di ulteriori modificazioni”, gilt auch für die übrigen
syntagmatischen Wortverbindungen. Aus diesem Grund erweisen sich konstruktionsgrammatisch
basierte Untersuchungen von syntagmatischen Wortverbindungen als äußerst nützlich, da in letzteren
die formale Klassifizierung der jeweiligen sprachlichen Einheiten eine untergeordnete Rolle spielen.
Paul Mayr
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spiegelt sich auch in der deutschen Übersetzung wider, da die spanische
Verbalphrase hacer frente a mit einem für die deutsche Sprache aus
sprachtypologischer Sicht charakteristischen Wortbildungsmuster
wiedergegeben wird, nämlich dem Partikelverb gegen etwas vorgehen, das
ebenfalls Teil eines modalen Verbalkomplex
15
ist und dessen Lokalität durch
die Präposition gegen betont wird.
16
Der französische Übersetzer greift
anstelle des formal äquivalenten Funktionsverbgefüges faire face à auf das
reflexive Verb s’attaquer à zurück, das als Parasynonym von faire face à
betrachtet werden kann und das ebenfalls ein sensomotorisches
Verballexem darstellt, dessen semantische Intension vom französischen
Wörterbuch Larousse u.a. mit der Inhaltskomponente „[e]ssayer de venir à
bout de quelque chose“ (Larousse en ligne; 14.07.2022) beschrieben wird.
In der italienischen Übersetzung wird hingegen auf eine Emphase des
direktionalen Bedeutungsmerkmals verzichtet, da das spanische
Funktionsverbgefüge mit dem transitiven Verb fronteggiare übersetzt wurde
und das direkte Objekt im Gegensatz zum Präpositionalobjekt holistisch
konzeptualisiert“ (Siller-Runggaldier 2019: 174):
(4) ESP. De esta forma, podremos hacer frente de forma más
eficaz y coordinada dentro de la Unión Europea a una actividad
de piratería que constituye una amenaza real. (56323415)
FR. Ainsi pourrons-nous, sur le territoire de l'Union européenne,
nous attaquer avec davantage d'efficacité et une meilleure
coordination aux activités de piratage qui constituent une réelle
menace.
IT. Nell'Unione europea saremo presto in grado di fronteggiare,
in modo più efficace e coordinato, la reale minaccia della pirateria.
DT. Wir werden dann innerhalb der Europäischen Union
wirksamer und koordinierter gegen eine illegale Tätigkeit
vorgehen können, die eine tatsächliche Bedrohung darstellt.
15
Das Deutsche verfügt über keine Verbalperiphrasen im romanistischen Sinn, die dem Ausdruck von
Temporalität, Aspektualität, Modalität und Diathese dienen, weshalb in Anlehnung an Katelhön (2018)
der Begriff „Verbalkomplex“ verwendet wird.
16
Im Deutschen wird die Präposition gegen, welche […] ausschließlich [eine] aktive Verwendung
[gestattet], […] Zielgerichtetheit aus[drückt] und […] eine Objektoidgröße [impliziert], die als widrig, als
feindliche Gegenkraft, als Hindernis empfunden wird und bei der Subjektgröße die Kraft mobilisiert, ihr
zu trotzen (Siller-Runggaldier 1998: 147), benötigt, um die dem lexikalischen Morphem it. / sp. frente
inhärente Expressivität wiederzugeben.
Paul Mayr
15
Skopos 13 (2022), 3-30
Es wurde bereits einleitend erwähnt, dass sensomotorische Konzepte
in den romanischen und germanischen Sprachen vorwiegend durch Verben
ausgedrückt werden. Nichtsdestotrotz können sie mitunter auch durch
Substantive (vgl. die Belege [1] und [2]) versprachlicht werden, wobei es
sich dann häufig um deverbale Substantive handelt. Im Korpus sind dafür
exemplarisch die äußerst frequenten Nominallexeme combate und lucha
anzuführen, die auch als Produkte eines anderen Wortbildungsprozesses,
nämlich der lexikalischen Konversion, aufgefasst werden können. Und auch
der in Beleg (5) verwendete Gallizismus batalla, der zwar seltener verbal
gebraucht wird, jedoch ebenfalls eine verbale Basis aufweist, evoziert ein
physisch betontes frame, zumal Kampfeshandlungen an körperliche Aktivität
gebunden sind. Das Substantiv batalla ist in der Ausgangssprache in das
lexikalisierte Nominalsyntagma la batalla del futuro eingebettet, welches das
von der modalen Verbalperiphrase pueda ganar regierte direkte Objekt
darstellt. Der französische Übersetzer entscheidet sich für eine
Nullentsprechung des sensomotorischen Lexems und kodiert den
ausgedrückten Sachverhalt in stark kondensierter und semantisch
modifizierter Form. Er gibt die im Spanischen durch den konsekutiven
Konnektor de ahí eingeleitete Nominalphrase und den durch die kopulative
Konjunktion y koordinierten Gliedsatz anhand einer Präsentativkonstruktion
mit eingliedriger Informationsstruktur sowie durch einen einfachen, aus
einem anaphorischen Subjektpronomen, einem verbalen Prädikat und einem
von letzterem regierten Präpositionalobjekt bzw. Objektoid bestehenden
Satz wieder; der batalla enthaltende finale Adverbialsatz scheint in der
französischen Version nicht auf. Das italienische Translat orientiert sich aus
syntaktischer Sicht am stärksten an der Ausgangssprache, da ebenfalls eine
propositional realisierte finale Adverbialbestimmung, die durch die
subordinierende Konjunktion perché eingeleitet wird, gewählt wurde. Das
sensomotorische Nominallexem batalla wird allerdings durch das
Abstraktum sfide (dt. ‚Herausforderungen‘) ersetzt. Der deutsche Beleg
vermittelt den Adressaten durch den Gebrauch des Substantivs Sieger, das
Teil des semantischen Feldes von Schlacht ist und als sensomotorisches
Konzept im weiten Sinn aufgefasst werden kann, eine vom Spanischen und
Italienischen divergierende Konzeptualisierung des versprachlichten
Sachverhaltes, zumal der Fokus lexikalisch explizit auf das angestrebte Ziel
der Handlung gerichtet wird:
(5) ESP. De ahí la valoración positiva de las medidas que propone la
Comisión en su comunicación, porque van justo en este sentido, y
de ahí que aprecie especialmente la presencia del Comisario
Busquin, dada la importancia que la investigación y el desarrollo
revisten para que el sector pueda ganar la batalla del futuro.
(16415099)
Paul Mayr
16
Skopos 13 (2022), 3-30
FR. C'est la raison pour laquelle les mesures proposées dans la
communication de la Commission sont à ce point les bienvenues :
elles portent sur cette question.
IT. Le misure proposte dalla comunicazione della Commissione
sono dunque particolarmente opportune in quanto affrontano
proprio questo problema. Per tale motivo sono inoltre
particolarmente lieta che il Commissario Busquin sia con noi oggi,
data l'importanza della ricerca e dello sviluppo perc il settore
vinca le sfide del futuro.
DT. Deshalb sind die von der Kommission in ihrer Mitteilung
vorgeschlagen Maßnahmen auch so begrüßenswert, denn sie
gehen genau in diese Richtung. Aus diesem Grunde bin ich auch
besonders froh, dass Kommissar Busquin heute bei uns ist, da
Forschung und Entwicklung von großer Bedeutung sind, wenn der
Sektor in der Zukunft als Sieger hervorgehen soll.
Auch das haptische Verb tomar ist in der Datenbasis gut belegt und
wird häufig eingesetzt, um der Zuhörerschaft illokutiv Leistungsfähigkeit zu
signalisieren. Das Verb tomar „implies a [forceful] and [directed] [motion]
towards a point of [contact] with an object and results in the [transfer] of
[possession] of the latter” (Ströbel 2017: 71). Insbesondere die
Bedeutungsmerkmale „[+ FORCEFUL]“ und „[+ DIRECTED]“ (ibid.) des Verbs
tomar, das im sechsten Beispiel im Spanischen einmal als Stützverb des
Funktionsverbgefüges tomar conciencia, auf das vier
Präpositionalsyntagmen mit der syntaktischen Funktion eines
Präpositionalobjekts/Objektoids
17
und deverbalen Nomina als Nuklei folgen,
sowie einmal als Kollokator der Kollokation tomar medidas fungiert,
evozieren einen intensivierenden Effekt, der beispielsweise durch den
Gebrauch des synthetischen Verbs concienciarse nicht ausgedrückt werden
könnte. Die oben genannten Seme des Verbs tomar im
Funktionsverbgefüge ermöglichen es dem Sprecher ferner, den Prozess des
Bewusstwerdens der schwierigen Lage aktiv hervorzuheben. Die Kollokation
tomar medidas ist im Spanischen in die deontische Verbalkonstruktion deber
+ Infinitiv eingegliedert und die Art der vom Politiker geforderten
Maßnahmen wird dem Publikum durch einen restriktiven Relativsatz
mitgeteilt. Das Funktionsverbgefüge wird sowohl im Französischen als auch
im Italienischen mit den äquivalenten Ausdrücken fr. prendre conscience
und it. prendere coscienza wiedergegeben; im Deutschen wird hingegen das
17
Die Argumentstrukturen von Funktionsverbgefügen werden von den jeweiligen Basisverben
abgeleitet (cf. dazu u.a. Kabatnik 2020).
Paul Mayr
17
Skopos 13 (2022), 3-30
sensomotorische Konzept durch die reflexive Konstruktion sich einer Sache
bewusst werden ersetzt und die in den romanischen Sprachen regierten
Präpositionalobjekte werden durch asyndetisch koordinierte Genitive
versprachlicht, die im Valenzrahmen des Adjektivs bewusst verankert sind.
Die Kollokation tomar medidas wird sowohl ins Französische als auch ins
Deutsche mit einem sensomotorischen Verballexem übersetzt; lediglich im
Italienischen wird anstelle des Kollokators prendere das stilistisch markierte
Verb adottare verwendet. Weder im Französischen noch im Italienischen
sind die beiden Lexemkombinationen allerdings Teil von modalen
Verbalperiphrasen, wie dies in der Ausgangssprache der Fall ist, sondern
stellen die präpositionalen Ergänzungen der relationalen Substantive fr.
necessité und it. necessità dar. Aufgrund der Indefinitheit der von sp. tomar
regierten Nominalphrase verliert das Substantiv „seine referenzielle Funktion
[auf einen außersprachlichen Referenten P.M.] zugunsten einer
Ereignisreferenz“ (Hans-Bianchi 2011: 64-65; Übersetzung P.M.); man kann
in diesem Fall in Anlehnung an Hans-Bianchi (ibid.: 64) von einer
Semiinkorporation des Substantivs in das Verb sprechen, die häufig bei
Kollokationen vom Muster [Verb + Substantivdirektes Objekt] auftritt u.a. auch in
den zielsprachlichen Äquivalenten:
(6) ESP. Señor Presidente [sic!], en los próximos días los Jefes de
Estado y de Gobierno debatirán la posibilidad de lanzar una
política energética común. Tanto los Gobiernos como los
ciudadanos han tomado conciencia de la gravedad de la
situación, de la vulnerabilidad de nuestro sistema de suministro,
de nuestra dependencia de las importaciones y de la urgencia
con la que debemos tomar medidas que estén a la altura de las
circunstancias. (23746599)
FR. Les gouvernements, comme les citoyens, ont pris
conscience de la gravité de la situation, de la vulnérabilité de
notre système d'approvisionnement, de notre pendance à
l'égard des importations et de la nécessité de prendre d'urgence
des mesures adaptées aux circonstances.
IT. Sia i governi sia i cittadini hanno preso coscienza della
gravità della situazione, della vulnerabilità del nostro sistema di
approvvigionamento, della nostra dipendenza dalle importazioni e
dell'urgente necessità di adottare misure all'altezza delle
circostanze.
DT. Sowohl die Regierungen als auch die Bürgerinnen und Bürger
sind sich des Ernstes der Situation, der Verwundbarkeit unseres
Versorgungssystems, unserer Abhängigkeit von Importen und der
Paul Mayr
18
Skopos 13 (2022), 3-30
dringenden Notwendigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, die der
Lage gerecht werden, bewusst geworden.
Im siebten Diskursausschnitt fordert der Sprecher eine kritische
Haltung zu einem US-Sanktionspaket gegen Kuba seitens der Europäischen
Union. Der Politiker verwendet u.a. das visuelle Perzeptionsverb ver, dessen
Bedeutung sich „vom konkreten Sehen entfern[t]“ und vielmehr dem
semantischen Wert [Zeuge sein von etwas, etwas erleben, erfahren
entspricht (Sabban 1994: 233). Dies wird auch an der Verteilung der
semantischen Rollen sichtbar, da beispielsweise das Morphem se, dessen
syntaktischer Status in der romanistischen Linguistik äußerst umstritten ist
und u.a. das von Siller-Runggaldier (1999) als Affix, von Stein (1997)
hingegen als pronom anti-anaphorique“ (ibid.: [8]) sowie als Möglichkeit
zum Ausdruck eines „sujet entièrement indéfini“ (ibid.) in pro-drop-Sprachen
betrachtet wird, nicht die semantische Rolle des AGENS, sondern jene des
PATIENS übernimmt. Aufgrund der „semantically, functionally, categorically
and structurally vacillating nature” (Mutz 2012: 343) der SE-Diathese wird im
vorliegenden Beitrag in Anlehnung an Mutz (ibid.) die Ansicht vertreten, dass
SE jeweils in Abhängigkeit vom Ko(n)text sowohl Züge eines Affix als
auch eines Klitikons hat; im konkreten Beispiel handelt es sich um ein
pronominales Element.
18
Aus pragmatisch-funktionaler Perspektive stellt die
SE-Diathese aufgrund der Unbestimmtheit der agentiven Kraft sowie der
prozessorientierten Konzeptualisierung von Sachverhalten (cf. Danler 2007:
227) eine effiziente diskursstrategische Waffe dar. Im siebten Beleg fungiert
ver als infinites Element der progressiven bzw. durativen Verbalperiphrase
estar + Gerundium. Der Einsatz der Verbalperiphrase ermöglicht es dem
Sprecher, die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft auf den Verlauf der
Handlung zu lenken, da sowohl der verbale Modifikator
19
estar als auch das
18
Der traditionellen Grammatik folgend verhält es sich in romanischen Sprachen wie dem Italienischen,
dem Spanischen und dem Portugiesischen so, dass „il si assieme ad un verbo intransitivo è una
costruzione impersonale, […] mentre il si seguito da un verbo transitivo, reggente per questo motivo un
secondo attante, è una costruzione passivante […] (Danler 2014: 360; cf. bezüglich der SE-Diathese
auch Wehr 1995 und Danler 2007: 213-236). Wie Danler (2007: 227) allerdings treffend festhält,
herrscht in der romanistischen Linguistik „mittlerweile in weiten Kreisen darüber Konsens, dass die
unpersönliche SE-Konstruktion und die passivierende Konstruktion im Grunde ‚due aspetti del
medesimo fenomeno‘ (La Fauci 1985: 334) repräsentieren“ und folglich nicht zuletzt auch aufgrund
des gemeinsamen diachronischen Ursprungs der beiden Konstruktionen eine solche Zweiteilung
abzulehnen ist.
19
Ich bezeichne das flektierte Element von Verbalperiphrasen, d.h. den Träger der morphologischen
Informationen, in Anlehnung an Mayr (2022a) als „verbalen Modifikator“; das infinite Element
periphrastischer Verbalkonstruktionen wird hingegen als „Modifikans“ bezeichnet. Zur Problematik des
Begriffs „Auxiliar“, cf. u.a. Haßler (2016: 53).
Paul Mayr
19
Skopos 13 (2022), 3-30
Gerundium „Situation[en] im Verlauf“ (Haßler 2016: 247) darstellen. Das
visuell Wahrzunehmende wird im spanischen Beispiel in Form eines vom
transitiven Verb ver regierten direkten Objektsatzes versprachlicht. Die
angewandten Wiedergabestrategien dieses Redeausschnittes
unterscheiden sich markant. Tatsächlich wird die durch se ausgedrückte
Unbestimmtheit des Agens in die drei Zielsprachen mittels unpersönlicher
Konstruktionen, die aus einem Kopulaverb (welchem im Französischen und
im Deutschen die obligatorischen, expletiven Subjektpronomina
20
vorangestellt werden) sowie einem Qualitätsadjektiv bestehen, übersetzt,
wodurch der Bezug zu einer agentiven Größe anders als in der
Ausgangssprache vollständig ausgeblendet wird. Während in der
italienischen und der deutschen Übersetzung keine lexikalische Spur eines
sensomotorischen Konzepts auszumachen ist und die visuelle Perzeption
nur auf äußerst indirekte Art und Weise zum Ausdruck kommt, finden sich in
der Etymologie des französischen Adjektivs évident, welches von der
lateinischen Präposition EX sowie dem Partizip Präsens des
Perzeptionsverbs VIDERE abstammt, sehr wohl noch lexikalische Hinweise
auf das sensorische Konzept. Die Wahl der nominalen Prädikate als
Übersetzungsstrategie hat auch syntaktische Divergenzen zur Folge, denn,
im Gegensatz zum Spanischen, wird das Wahrzunehmende in den übrigen
Sprachen in Form eines expliziten Subjektsatzes ausgedrückt, der sich aber
ebenfalls in rhematischer Position befindet:
(7) ESP. Es el único país del mundo donde la Unión Europea
mantiene una situación de excepción, no hay otro caso. Y yo creo
que no es justo y además que no influye para nada. Se está
viendo que esa posición mañana se votará y no va a influir
absolutamente en nada. (23115816)
FR. Il est évident que cette position sera adoptée demain et
n'aura strictement aucun effet.
IT. È chiaro che quella posizione domani sarà approvata, ma non
produrrà alcun risultato.
DT. Est ist klar, dass man morgen für diese Position stimmen
und sie völlig wirkungslos sein wird.
20
Siller-Runggaldier (2013: 380) beschreibt die Funktion des Expletivums es im Deutschen als „un uso
richiesto dalla necessidi colmare la posizione del soggetto che altrimenti rimarrebbe vuota causando
così una struttura grammaticale scorretta” und wird von ihr mit necessità organizzative dovute alla
tipologia del tedesco come lingua V2” (ibid.: 379) verknüpft.
Paul Mayr
20
Skopos 13 (2022), 3-30
Das achte Beispiel entstammt einer Rede des ehemaligen
bolivianischen Präsidenten Evo Morales, in welcher das Staatsoberhaupt
tiefgreifende politische Veränderungen für sein Land ankündigt. Morales
gebraucht im abgebildeten Ausschnitt das auditive Verb entender, welches
Kontaktbereitschaft signalisiert und häufig auch eingesetzt wird, um
Kritikbewusstsein zu signalisieren. Der Sinn von entender bezieht sich
hierbei jeweils auf das Konzept [Verstehen einer Person, ihrer
Handlungsmotive und -absichten], wodurch das „antizipierende Verstehen
von Gedanken des anderen […] [bzw.] das Verstehen von Beweggründen
für ein Handeln“ (Sabban 1994: 246) kommuniziert werden soll. Zusätzlich
betont Morales sein Verständnis für eventuelle kritische Einwände durch das
der finiten Verbform vorangestellte Subjektpronomen yo
21
sowie durch das
Modaladverb perfectamente, dessen Skopus über das verbale Prädikat
reicht. Die untenstehenden Übersetzungen zeigen, dass in allen Sprachen
ein semantisch äquivalentes Verballexem zur Wiedergabe von sp. entender
verwendet wurde und auch dessen Intensivierung durch ein Modaladverb
findet sich in den jeweiligen Sprachen. Lediglich die markierte Realisierung
des Erstaktanten durch das Subjektpronomen io wurde bei der Formulierung
der italienischen Übersetzung nicht berücksichtigt. Ein weiterer syntaktischer
Unterschied ist im französischen Translat vorzufinden, da sich das durch
das auditive Verb comprendre ausgedrückte Verständnis auf einen
Sachverhalt bezieht, der in Form eines direkten Objektsatzes versprachlicht
wird. In der Ausgangssprache kommen die affizierten Größen hingegen in
Form eines koordinierten Präpositionalsyntagmas, das vom transitiven
Verballexem entender regiert wird, die Satzgliedfunktion des direkten
Objekts übernimmt und dessen Referenz durch einen restriktiven Relativsatz
eingeschränkt wird, zum Ausdruck:
(8) ESP. Yo creo que aq nacerá el verdadero cambio, que haga
posible vivir en paz con justicia social. Yo entiendo
perfectamente a los países y a muchos empresarios que quieren
seguridad jurídica. Todos luchamos por que haya seguridad
jurídica, pero para ello es importante que haya seguridad social,
que haya salud, educación, vivienda, empleo. (24232419)
21
Die Realisierung des Erstaktanten erfolgt im Spanischen, sofern er unmarkiert ist, nicht explizit,
zumal das Spanische als pro drop-Sprache das Subjekt im Flexionsmorphem des Prädikats realisiert.
Dies trifft bekanntlich nicht auf Sprachen wie das Französische oder das Deutsche zu, weshalb sp.
habla mit fr. il parle bzw. dt. er spricht übersetzt werden. Bei Nennung des Subjektpronomens im
Spanischen, z.B. él habla, wird der Erstaktant hervorgehoben, im Französischen muss hingegen
zusätzlich das betonte Pronomen lui, il parle hinzugefügt werden.
Paul Mayr
21
Skopos 13 (2022), 3-30
FR. Je comprends parfaitement que les pays et de nombreux
chefs d'entreprise souhaitent la sécurité juridique.
IT. Comprendo perfettamente i paesi e le molte imprese che
pretendono certezza giuridica.
DT. Ich verstehe vollkommen die Länder und viele Unternehmer,
die Rechtssicherheit wollen.
BEWEGUNG ist grundsätzlich ein fundamentales Konzept der
menschlichen Kognition und stellt deshalb auch ein zentrales und
polyfunktionales Konzept im politischen Diskurs dar, da politische
Programme und Ideale wegweisend für die Zukunft eines Staates sind. Die
Verwendung des telischen Bewegungsverbs venir im nachstehenden Beleg
ermöglicht es der konservativen spanischen Politikerin Carmen Fraga
Estévez, „Determinismus und Nähe zu suggerieren“ (Ströbel 2018: 255), die
sie zusätzlich durch die lokale Adverbialbestimmung aq und den implizit
realisierten finalen Adverbialsatz betont. Das motorische Verballexem ist
auch in den übersetzten Textstellen zu finden, allerdings wird es jeweils im
Perfekt und nicht wie in der Ausgangssprache im Präsens, dem
unmarkierten Tempus, gebraucht. Die propositional realisierte finale
Adverbialbestimmung wird ebenfalls in allen Sprachen als solche
wiedergegeben:
(9) ESP. Señor Presidente [sic!], vengo aquí para hablar de un
sector que está viéndose especialmente afectado por esta
situación: el sector pesquero. Estoy de acuerdo con la Comisión
en que es necesario elaborar un plan de acción a medio y largo
plazo, que permita a la flota afrontar un estado de cosas que
obviamente es estructural y no coyuntural, aunque también tengo
que decir claramente que no niego que algunas de las soluciones
que está apuntado la Dirección General de Pesca, para ahorro de
energía, como es el desguace de la flota comunitaria, nos
producen a muchos un gran desasosiego. (21734927)
FR. Monsieur le Président, je suis venue parler d'un secteur
particulièrement affecté par cette situation : le secteur de la
pêche.
IT. Signor Presidente, sono venuta qui per parlare di un settore
che soffre particolarmente per questa situazione: il settore della
pesca.
Paul Mayr
22
Skopos 13 (2022), 3-30
DT. Herr Präsident! Ich bin gekommen, um über einen Sektor zu
sprechen, der von dieser Situation besonders betroffen ist: den
Fischereisektor.
Das Bewegungsverb ir ist im nachstehenden Beleg Teil des
phraseologischen Ausdrucks ir en pos de un acuerdo, der v.a. in den
amerikanischen Varietäten des Spanischen gebräuchlich ist. Das motorische
Verb ermöglicht es dem Sprecher, die Mühen, die häufig mit dem Anstreben
einer Einigung verbunden sind, lexikalisch hervorzuheben. Das Phrasem
bildet aus syntaktischer Sicht das verbale Prädikat eines in einen Relativsatz
integrierten direkten Objektsatzes, der wiederum Teil einer
Spaltsatzkonstruktion ist, in welcher das pronominale Subjekt yo fokussiert
wird und als kommunikativ gewichtigste Information perspektiviert wird. Die
markierte syntaktische Struktur findet sich auch in der französischen und
italienischen
22
Übersetzung wieder, während die Hervorhebung im
Deutschen auf phonologischer Ebene durch Prosodie erfolgt, da Spaltsätze
im deutschen Sprachsystem „eine weitaus geringere Rolle als im
Französischen [und in anderen romanischen Sprachen P.M.] [spielen]“
(Pichler 2022: 188).
23
Äquivalente für das Bewegungsverb ir finden sich
allerdings nicht in all den berücksichtigten Sprachen. Die einzige Ausnahme
stellt das Italienische dar, da hier der Ausdruck andare all’accordo
verwendet wird und die vom Verb andare ausgedrückte Bewegung durch die
Präpositionalphrase all’accordo eine zielgerichtete Bestimmung erhält, die
durch den definiten Determinanten in der kontrahierten Form all’ zusätzlich
betont wird. In der französischen Übersetzung ist das Sem [+ BEWEGUNG]
äußerst couvert, was auch auf syntaktische Umstände zurückzuführen ist
die transitive Konstruktion [rechercher l’accord] konzeptualisiert holistisch
und nicht direktional. Die Handlung des Suchens bzw. Anstrebens einer
Einigung ist zumindest metaphorisch an Fortbewegung geknüpft, auch wenn
zur expliziten Markierung die im Französischen äußerst produktive
Lexemkombination aller chercher lʼ/un accord hätte eingesetzt werden
können. Im deutschen Beispiel wurde zur Versprachlichung der
Bewegungskomponente das Partikelverb anstreben gewählt, wobei dessen
telische Lesart einerseits in der Inhaltsstruktur des Verbs streben verankert
22
Im Falle der italienischen Übersetzung handelt es sich um eine frase scissa implicita, da der der
Fokuskonstituente nachgestellte Relativsatz implizit, d.h. in Form einer Infinitivkonstruktion, aufscheint.
Die einzigen romanischen Sprachen, die über implizite Spaltsatzkonstruktionen verfügen, sind das
Italienische und das Portugiesische (cf. Dufter 2009: 88).
23
Schwitalla (2012: 113) folgend sind Spaltsätze im gesprochenen Deutsch äußerst selten.
Paul Mayr
23
Skopos 13 (2022), 3-30
ist und andererseits durch die syntaktische und semantische Transitivität
des Verballexems verdeutlicht wird:
24
(10) ESP. He asistido a la Conferencia de Presidentes de Comisión en
seis ocasiones durante estos nueve meses y también me he
reunido con los ponentes alternativos y coordinadores de todas
las comisiones. Fui yo quien decidió ir en pos de un acuerdo
porque estábamos consiguiendo todo lo que quería. Tal vez al
Consejo y a la Comisión no les guste, pero lo hemos conseguido
todo. (42061201)
FR. C'est moi qui ai décidé de rechercher l'accord parce que nous
obtenions tout ce que je voulais.
IT. Sono stato io a decidere di andare all'accordo perché stavamo
ottenendo tutto quello che volevo.
DT. Ich war derjenige, der eine Einigung anstrebte, da all unsere
Forderungen erfüllt wurden.
4. Schlussbemerkungen
Im vorliegenden Beitrag wurden Übersetzungsstrategien für
sensomotorische Lexeme im innerromanischen sowie im romanisch-
deutschen Sprachvergleich untersucht. Es hat sich gezeigt, dass die
betreffenden Lexeme häufig in den jeweiligen Zielsprachen durch (teil-)
äquivalente Ausdrücke wiedergegeben werden, was u.a. auf deren tiefe
Verankerung im lexikalischen Inventar vieler Sprachen zurückgeführt
werden kann (cf. § 2). Lediglich in ausgewählten Beispielen weist die durch
das jeweilige sensomotorische Lexem gesteuerte Perspektive auf das
ausgangssprachliche frame kleine Divergenzen auf (vgl. u.a. die Diskussion
der deutschen Übersetzung des fünften Belegs). Gewisse
diskurspragmatische Aspekte wie beispielsweise die in Beleg (8) vermittelte
phatische Komponente bedingt durch die Verwendung des Verbs entender
sind dementsprechend auch in den Übersetzungen vorzufinden. Im
Gegensatz zu anderen sprachlichen Persuasionsstrategien, die Übersetzer
24
Die Tatsache, dass der italienische und der französische Übersetzer den bestimmten Artikel für das
Substantiv it. accordo bzw. fr. accord hlten, während im deutschen Beleg der unbestimmte Artikel
eine das Nomen Eingung bestimmt, ist auf eine semantische Divergenz zwischen den Sprachsystemen
zurückzuführen, da im Italienischen und im Französischen definite Determinanten auf Referenten, die „o
percepito o soltanto percepibile“ sind (Nicklaus 2010: 604), verweisen können, während im Deutschen
die „percibilità“ (cf. ibid.) den Einsatz eines definiten Artikels nicht legitimiert.
Paul Mayr
24
Skopos 13 (2022), 3-30
vor Herausforderungen stellen (cf. z.B. Cinato 2019), bereitet das
Übertragen sensomotorischer Konzepte folglich aus rein lexikalischer
Perspektive kaum Probleme.
Wie allerdings schon in Mayr (2022b) gezeigt und auch in diesem
Aufsatz ersichtlich wurde, wird das rhetorische Potential sensomotorischer
Lexeme häufig von deren morphosyntaktischer Realisierung gestützt; der
Sinn
25
der Signifikanten muss daher stets moduliert werden und in
Zusammenhang mit ihrer morphosyntaktischen Versprachlichung gesetzt
werden. So können beispielsweise metataktische Veränderungen im
Valenzrahmen eines sensomotorischen Verbs (oder Substantivs, denn auch
relationale Substantive sind feste Valenzträger) bedeutsame Effekte auf
semantischer und pragmatischer Ebene hervorrufen, zumal die
Argumentstruktur eines Verbs, aber auch die syntaktische Strukturierung
einer Äußerung grundsätzlich die kognitive Wahrnehmung des sprachlich
realisierten semantischen Inhalts beeinflussen.
Die von Ströbel (2018: 263) als „auf den ersten Blick unscheinbaren
[beschriebenen] Konzepte“ sind u.a. Teil von phraseologischen Ausdrücken
und periphrastischen Verbalkonstruktionen, sie können aber auch an
Wortbildungsprozessen beteiligt sein oder in syntaktisch markierte
Konstruktionen, etwa Spaltsätze oder Dislokationen, eingebettet werden,
wodurch der Bezug zu „herkömmlichen“ Persuasionsstrategien deutlich wird.
Hindernisse im Übersetzungsprozess treten im Falle der sensomotorischen
Konzepte somit auf der parole-Ebene auf und sind primär auf interlinguale
Differenzen im morphosyntaktischen Bereich zurückzuführen, wobei der
typologische Verwandtschaftsgrad der berücksichtigten Sprachen eine
entscheidende Rolle zu spielen scheint (intuitiv lässt sich im vorliegenden
Beitrag z.B. feststellen, dass sich die von den italienischen Übersetzern
gewählten Wiedergabestrategien am stärksten an den
ausgangssprachlichen Textbelegen orientieren). Nullübersetzungen von
sensomotorischen Konzepte, wie beispielsweise im französischen Translat
des fünften Belegs ersichtlich, lassen sich meist auf die Tatsache
zurückführen, dass der Übersetzer eine vom Ausgangstext formal
divergierende Übersetzungsstrategie wählt. Dabei misst er dessen
kommunikativer Funktion, d.h. dem Skopos im Sinne Vermeers (z.B. 1978),
primäre Bedeutung bei und nimmt eine Vernachlässigung der Äquivalenz
auf sprachlich-struktureller Ebene in Kauf.
26
25
„Der Sinn im Gegensatz zur Bedeutung des Wortes ist kontextabhängig.“ (Danler 2019b: 45)
26
Es steht außer Frage, dass „die Aufgabe des Übersetzers nicht in erster Linie darin besteht,
grammatische Strukturen [oder lexikalische Elemente] der Ausgangssprache durch grammatische [bzw.
Paul Mayr
25
Skopos 13 (2022), 3-30
Aufgrund der geringen Anzahl an Korpusbeispielen, die im Rahmen
des vorliegenden Beitrags qualitativ analysiert wurden, kann natürlich kein
Anspruch auf Repräsentativität erhoben werden, jedoch wäre es nützlich
und interessant, die hier beschriebenen Erkenntnisse durch quantitative
Analysen, die auf einer breiteren Datenbasis fundieren, zu überprüfen. Auch
eine Erweiterung des Sprachvergleichs auf andere indoeuropäische
Sprachfamilien sowie auf nichtindoeuropäische Sprachen könnte
gewinnbringende Erkenntnisse liefern.
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lexikalische] Entsprechungen der Zielsprache wiederzugeben, sondern vor allem darin, einen
zielsprachlichen Text zu entwickeln, der dem Ausgangstext in funktionaler Hinsicht möglichst
nahekommt (cf. Snell-Hornby 2006) (Blühdorn/Reichmann 2013: 716). Jedoch gilt auch für den
vorliegenden Beitrag, dass [man] anhand der kontrastiven Analyse kleinerer Übersetzungseinheiten
[…]nachvollziehen [kann], ob die Funktion bestimmter grammatischer Strukturen [und lexikalischer
Elemente] erkannt und in der Übersetzung adäquat wiedergegeben wurde“ (ibid.).
Paul Mayr
26
Skopos 13 (2022), 3-30
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